*** Das Lenne-Dreieck ***
Bornholmer Starße, 9.11.00, 9.11.89, Bornholmer Brücke, Berliner Mauer, pohl-projekt, pohlprojekt

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Juni 1988

West-Polizei schaut auf das Lenne-Dreieck und ein DDR-Grenzer schaut über die Mauer

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Juni 1988

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Juni 1988

Die Autonomenburg

 

Das Lenne - Dreieck war ein verwildertes, mit Buschwerk überwachsenes ca. vier Hektar großes Gelände. Vor der Mauer gelegen gehörte es zur DDR. Ein sehr sensibles Gebiet. Wahrscheinlich wurde der Zweckmäßigkeit halber und aus Kostengründen die Mauer dort nicht in einem spitzen Winkel errichtet, sondern begradigt zurück gesetzt. Dies geschah auch an anderen Grenzabschnitten. Die Westberliner benutzten nun diesen Abschnitt, wie ihr eigenes Gebiet als Spazierweg vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz. Jede Reaktion der DDR hätte Proteste und Medienkampangnen ausgelöst.
Als es zur Räumung der Wagenburg links des Poptsdamer Platzes kam, siedelten sich auf diesem Dreieck Gruppierungen der Autonomen an. Der westberliner Polizei bereitete es viel Ärger, da sie gegen diese Hütten, Zelte, Gärten mit Ziegen, Hühnern und Lagerfeuern nichts unternehmen konnte und durfte. Es war auch eine Hochburg des "Fahrradklaus". Die DDR war an Ruhe interessiert und unternahm nichts. Bereits am 31. März 1888 war eine Vereinbarung zwischen den Besuchsbeauftragten des Senats und der DDR, Kunze und Müller, über den Gebietsaustausch von 18 betroffenen Flächen unterzeichnet worden. Als Wertausgleich erhielt die DDR vom Senat 76 Millionen DM. Mit diesem Gebietsaustausch konnte die westberliner Polizei mit Duldung bzw. Zustimmung der DDR - Organe eine gewaltsame Räumung vorbereiten. Dies sickerte durch. Am Vorabend gab es eine große Ansammlung Linker, Autonomer, Besetzer und Rechter in diesem Bereich. Lagefeuer wurden entzündet und Vorbereitungen zu einer Verteidigung getroffen. In den frühen Morgenstunden des Freitag, den 1. Juli 1988 kam es zum Einsatz von drei bis vier Hundertschaften der Polizei.Schützenpanzerwagen, Räumfahrzeuge und Wasserwerfer standen bereit, alle Zufahrtsstraßen waren abgeriegelt. Die gewaltsame Räumung erfolgte mit Wurfgeschossen, Nebelkerzen, Tränengas und dem Einsatz von Schlagstöcken. Die Windrichtung trieb die Ladung dieser Geschosse auf DDR - Gebiet, so daß die Grenzer Gasmasken aufsetzen mußten.Während es zu vielen Verhaftungen kam, gelang es ca. 40 Beteiligten mit Leitern über die Mauer zu klettern in Richtung Ostteil. Sie wurden von DDR Organen über die Grenzübergänge zurückgewiesen. Ein Medienrummel sondersgleichen.

Text von Hans-Dieter Behrendt

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Mich hat zum obigen Text eine Mail erreicht, deren Inhalt ich hier mal veröffentliche:

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Auch wenn die Mauer zwischen dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz begradigt war, so zog sich doch ein Metallstreckzaun einmal um das gesamte Lennédreieck herum und lies auch nur einen Gedanken an eine Abkürzung bei Jedem sofort verpuffen. Niemand im Westen wusste, was hinter dem Zaun passierte, da ein Einblick wegen des dichten Pflanzenbewuchses unmöglich war und man mit Spähern und Verhaftungen rechnen musste. Also lief jeder brav den ganzen Weg einmal um das Dreieck. Ich selbst spazierte früher häufig an dieser Stelle entlang.

Im Jahre 1988 beschloss der West-Berliner Senat den Bau des Tiergartentunnels. Jedoch war das Lenné-Dreieck im Wege, denn um einen sinnvollen und wirtschaftlich günstigen Tunnel zu bauen, hätte dieser direkt unter dem Grundstück hindurch führen müssen. Da dies nicht möglich war, schließlich handelte es sich ja um Ost-Berliner Territorium, trat der Senat mit DDR-Vertretern in Verhandlungen um einen Gebietsaustausch zu beschließen.

Im Grunde waren mehrere Stellen an der Berliner Mauer betroffen, die auf das Interesse des Senats stießen, aber auch der Osten hatte so seine Wünsche. So fiel z.B. der ehemalige Güterbahnhof Eberswalder Straße an die DDR, da diese sich offensichtlich von einer Besucherplattform provoziert fühlte, von der aus eine Kontaktaufnahme mit Leuten im Osten möglich war. Der Grenzverlauf an der Gartenanlage Fichtenwiese/Erlengrund wurde begradigt und die Lohmühlenbrücke in Neukölln war wieder passierbar.

Die größte Aufmerksamkeit erregte allerdings das Lennédreieck. In den 27 Jahren seiner Sperrung wuchs auf dem Gelände ein beachtliches Biotop heran. Pflanzen, Tiere und Insekten, die es in der ganzen Region kaum noch gab, fanden hier ein zu Hause, was natürlich Romantiker und Umweltaktivisten auf den Plan rief. Der Zeitpunkt der Übergabe lag bereits fest, aber es waren noch ein paar Wochen Zeit. Also besetzten die Gegner der Rodung jener Großstadtoase das Gelände und tauften es um in "Kubat-Dreieck", benannt nach einem Demonstranten, der im Jahre 1988 auf einer 1. Mai Demo festgenommen wurde und sich in der U-Haft das Leben nahm.

West-Berliner Linke, Freaks, Althippies, Punks, Anarchos, etc.bauten auf dem Dreieck eine Wagenburg und besetzten dieses aus Protest gegen den geplanten Tiergartentunnel und die damit verbundene Rodung des Geländes. Anfangs protestierten die Ost-Berliner Funktionäre gegen diese Besetzung auf ihrem "Hoheitsgebiet der DDR", doch als auch die West-Berliner Polizei immer mehr Gewaltbereitschaft zeigte, schwenkte im Osten die Stimmung um und man versuchte offensichtlich, die Bilder für sich zu nutzen. Wasserwerfereinsätze der West-Polizei wurden regelmäßig mit Protestnoten der DDR beantwortet, die sich einen Angriff auf ihr Gebiet verbat. Die Besetzung wurde geduldet. Als Ost-Berlin den Metallzaun abbaute, baute West-Berlin einen Sperrzaun auf. Das ganze war schon grotesk. In der Nacht wurden die Bewohner des besetzten Geländes von der West-Polizei mit Musik terrorisiert. Beliebter Song der Polizei war damals "We Are The Champions" von Queen.

Jedem im Lenné-Dreieck war natürlich klar, dass die West-Polizei am 1. Juli 88 um Punkt 0 Uhr anrücken darf. Und das taten sie dann auch, um ein paar Stunden zeitverzögert allerdings. Viele Besetzer flüchteten auf die Berliner Mauer und wurden mit LKWs von der Ostseite abgeholt und in ein Objekt an der Stresemannstraße gebracht, wo es etwas zu essen und Tee gab. Dann schickte man die Leute zurück, über den Bahnhof Friedrichstraße nach West-Berlin. Ein Journalist der Zeitschrift "Der Wiener" machte eine Fotostory darüber, die in einer Ausgabe veröffentlicht wurde.

Ich gehe mal davon aus, dass an dieser ganzen Aktion keine "Rechten" teilnahmen, wie es Behrendt behauptet. Die wären in der Ansammlung aus Autonomen, Ökos und linken Freaks wahrlich dumm aufgefallen. Auch kletterten die meisten nicht mit Leitern auf die Mauer, sondern bedienten sich der West-Berliner Polizeisperrgitter, die einfach hochkant an die Mauer gestellt wurden. Der Satz, das mit dem Gebietsaustauschabkommen vom 31. März 1988 der West-Berliner Senat eine gewaltsame Räumung des Lennédreieckes mit Duldung des Ostens vorbereiten konnte, ist ebenfalls nicht korrekt, da vor dem 31. März mit Garantie niemand freiwillig das Lenné-Dreieck betreten hätte, wenn er nicht vollkommen übergeschnappt gewesen oder Lebensmüde wäre.

Man kann über die Besetzung sowie Räumung des Lenné-Dreieckes verschiedener Ansicht sein, aber eines ist Fakt: Der Gebietsaustausch erfolgte nicht, damit der Senat das Geländes räumen kann, sondern um die Hindernisse für den Tiergartentunnel aus dem Weg zu räumen. Die Besetzung des Gelände erfolgte später aus Protest gegen den geplanten Bau des Tunnels, also lange nach dem Märzabkommen.



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3.12.1989

Das Lenne-Dreieck war geräumt

 


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